Es gibt keine einzig und allein, klar definierbare Ursache für Schwierigkeiten im Erlernen von Lesen, Rechtschreiben oder Rechnen.
Die Ursachen für Legasthenie und Dyskalkulie sind multikausal und dadurch individuell unterschiedlich.
Die unterschiedlichen Faktoren können zusammen auftreten und sich gegenseitig beeinflussen.
Nach derzeitigem Wissensstand der Forschung sind mögliche Faktoren:
- genetische Faktoren: Vielfach sind Eltern/Großeltern selbst von Lese- und
Rechtschreibschwierigkeiten und/oder Rechenschwierigkeiten betroffen.
- Entwicklungsstörungen und Krankheiten: pränatal und / oder postnatal
- Neurophysiologische und neuropsychologische Defizite: Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis,
Verarbeitungsgeschwindigkeit
- Umweltfaktor - Schule: z. B. Lehrmethode (z. B. beim Lesen und Schreiben: derzeit anerkannte
Silbenmethode gegenüber veralteter Ganzwortmethode)
- Umweltfaktor - Familie/Freunde: z. B. soziale und emotionale Eigenschaften, Rückhalt und
Unterstützung der Familie, soziale Kontakte in Schule und Freizeit, Motivation, Leseverhalten in der Familie ...
Der Grundstein fürs Rechnen wird schon im Kleinkindalter und nicht erst in der Schule gelegt.
Bei Kindern, mit Verdacht auf Rechenschwierigkeiten, lassen sich schon im Kindergartenalter/Vorschulalter Übungen zur Förderung machen.
Je nach Alter / Entwicklungsstufe des Kindes lassen sich unterschiedliche Anzeichen erkennen.
Vor dem Schuleintritt fällt den Kindern oft schwer:
- Augen auf Würfel erkennen
- gewürfelte Augenzahl richtig weiterfahren
- Mengen bis zehn erkennen und bis zehn zählen
- Fingerbilder auf einen Blick erfassen und benennen
- Fingerbilder spontan zeigen
Nach dem Schuleintritt fällt den Kindern oft schwer:
- Vorstellung von Zahlen und Mengen fällt schwer - Zahlen werden nicht in Mengen verstanden
- zählen /abzählen - beim vorwärts/rückwärts/in Schritten Zählen stimmt die Reihenfolge der
Zahlen nicht oder es werden Zahlen ausgelassen (vor allem beim Über- und Unterschreiten der Zehnerstelle); es muss von vorne weg gezählt werden - zählen ab einer beliebigen Zahl fällt schwer,
auch im Zahlenraum 10 können schon Schwierigkeiten auftreten
- Mengen und Zahlen können nicht sortiert oder einander zugeordnet werden
- Ergebnisse der Rechnungen im Zahlenraum 10 automatisch abrufen (z. B. 3 + 4 = ?; die Zahl 7 ist
nicht automatisch abrufbar, das Kind muss immer wieder "rechnen" = mit den Fingern zählen)
- statt zu rechnen wird auch bei anderen Rechnungen gezählt (z. B. unter Verwendung der Finger)
- sie verwenden wesentlich länger Zählhilfen (z. B. Finger), ohne den Zählhilfen können sie nur schwer
"rechnen" - sie zählen anstatt zu rechnen
- Subtrahieren ist besonders schwer
- einprägen der Mal-Reihen (1x1) und dementsprechend multiplizieren und dividieren
- Platzhalteraufgaben (1 + ? = 2) sind besonders schwer
- Zahlendreher beim Schreiben und Lesen von Zahlen
- verrechnen um 1
- fehlerhafter Umgang mit der 0
- Kopfrechnen ist schwierig - auch bei einfachen Aufgaben schreiben sie Rechnungen lieber auf
- der Stellenwert wird nicht verstanden (Tausender-Hunderter-Zehner-Einer = T-H-Z-E)
- Rechnungen mit Zehner- und Hunderterüberschreitung (8 + 5 = ?; 197 + 7 = ?; ...)
- Rechnungen mit Zehner- und Hunderterunterschreitung (23 - 6 = ?; 345 - 48 = ?; ...)
- Zahlenstrahl und Einordnung der Zahlen / Verhältnis zueinander verstehen
- mathematische Begriffe (mehr, weniger, gleich viel) verstehen
- Rechenoperationen/Rechenzeichen verstehen (was bedeuten +/-/*/?, Was muss man tun?)
- Textaufgaben werden nur schwer verstanden (kein Verständnis für die Begriffe wie mehr, weniger,
richtige Rechenoperation ...)
- Umgang mit Größen (z. B. Geld, Zeit, Längen, Gewichte …)
Aus Steinen,
die uns in den Weg gelegt werden,
kann man etwas Schönes bauen.
(Johann Wolfgang von Goethe)